Personen beschreiben – aber wie viel ist eigentlich nötig?
Wenn ich schreibe, stolpere ich immer wieder über dieselbe Frage: Wie beschreibe ich meine Figuren? Soll ich jedes Detail festhalten – ob jemand groß oder klein ist, dünn oder kräftig, alt oder jung? Früher, vor 30 oder 40 Jahren, war das fast Pflicht. Da las man Beschreibungen, die so präzise waren, dass man schon beim ersten Auftritt wusste, wie die Figur von Kopf bis Fuß aussah. Aber ich merke, dass ich mich damit oft schwer tue. Natürlich könnte ich sagen: „Hanna, 63 Jahre, grau melierte Haare, mittelgroß, kräftige Statur.“ Doch sobald ich das tue, habe ich das Gefühl, meinem Leser etwas wegzunehmen. Warum? Weil jeder Mensch, der meine Geschichte liest, seine eigene Fantasie mitbringt. Wenn ich nur schreibe: „Hanna, 63“, entsteht im Kopf des Lesers automatisch ein Bild. Vielleicht erinnert Hanna an die Nachbarin von früher, vielleicht an eine Lehrerin, vielleicht an eine Tante. Jeder Leserin sieht eine andere Hanna – und genau das finde ich faszinierend. Wenn ich hingeg...