Schreibblockade


Es ist wirklich eine Kunst, in einer Geschichte eine Welt zu erschaffen, die lebendig und greifbar ist. Manchmal fühlt es sich an, als würde man versuchen, ein Bild zu malen, aber die Pinselstriche sind unsichtbar. Es ist so schwer, die richtigen Worte zu finden, um einen Gegenstand, eine Umgebung oder die Menschen so zu beschreiben, dass der Leser sie nicht nur sieht, sondern auch fühlt. Wie beschreibt man das sanfte Klappern einer alten Standuhr, das Gefühl von nasser, kalter Erde unter den Stiefeln oder das nervöse Zucken eines Mundwinkels, das mehr verrät als tausend Worte?
Manchmal scheitern wir daran, die Dinge zu genau beschreiben zu wollen. Wir listen jedes Detail auf, aber es fühlt sich am Ende trotzdem leblos an. Dann wieder nutzen wir zu vage Formulierungen, und der Leser kann sich nichts Konkretes vorstellen. Die wahre Herausforderung liegt darin, das Wesentliche zu erfassen – die Details zu wählen, die eine Emotion oder eine bestimmte Atmosphäre transportieren.
Besser beschreiben lernen
Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, gibt es ein paar Übungen, die wirklich helfen können. Eine davon ist die "Fokus-Übung". Such dir einen Gegenstand, den du jeden Tag siehst, und beschreibe ihn so detailliert wie möglich, aber nicht nur visuell. 
Beschreib seine Haptik, den Geruch, den Klang, den er macht, wenn man ihn abstellt, die Erinnerungen, die er weckt. Das zwingt dich, über die offensichtlichen Merkmale hinauszugehen.
Eine weitere hilfreiche Übung ist das "Gefühls-Tagebuch". 
Beobachte die Menschen in deiner Umgebung – im Café, in der Bahn oder auf der Straße. Statt nur ihr Aussehen zu beschreiben, versuch ihr Verhalten zu deuten. Welche Emotionen siehst du? Warum lächelt die Frau in der Ecke so in sich hinein? Was hat der Mann so verkrampft in den Händen?
Versuche, die Geschichte hinter der Mimik und Gestik zu erahnen. Das schult deine Empathie und hilft dir, glaubwürdige Charaktere zu erschaffen.
Zuletzt, aber vielleicht am wichtigsten, ist die "Sinnes-Wanderung". Geh bewusst nach draußen und konzentriere dich ganz auf deine Sinne. Was riechst du in der Luft? Welche Geräusche sind im Hintergrund zu hören? Wie fühlt sich der Wind auf deiner Haut an? All diese kleinen Wahrnehmungen sind die Bausteine für eine authentische Welt, die du dann in deine Geschichten einweben kannst. Übung macht hier wirklich den Meister, und mit der Zeit wird es dir leichter fallen, die unsichtbaren Pinselstriche sichtbar zu machen.

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