🌿 Mein Körper und ich – eine späte Freundschaft

Wie ich gelernt habe, ihn zu respektieren, ihm zuzuhören und ihn nicht mehr zu überfordern.

Es hat lange gedauert, bis ich Frieden mit meinem Körper geschlossen habe.
Sehr lange sogar.

Früher war ich fast nie zufrieden mit ihm.
Es gab immer etwas auszusetzen:
die Beine,
der Bauch,
der Po,
die Brüste,
die Nase,
die Haare.

Wenn ich in den Spiegel schaute, sah ich nie mich als Ganzes.
Ich sah immer nur dieses eine Ding, das angeblich nicht stimmte.
Und genau das machte unzufrieden.

Heute bin ich unendlich dankbar,
dass ich in einer Zeit aufgewachsen bin,
in der man nicht bei jeder Unsicherheit sofort zum Skalpell griff.


🌿 Der Körper als Projekt – eine gefährliche Entwicklung

Wenn ich mir heute anschaue, was alles „korrigiert“ wird,
macht mich das nachdenklich.

Es beginnt selten mit einem Eingriff.
Es beginnt mit einem Gedanken:
„Das gefällt mir nicht.“

Dann folgt der nächste:
„Das könnte besser sein.“

Und plötzlich ist der Körper kein Zuhause mehr,
sondern eine Baustelle ohne Ende.

Denn wer einmal anfängt, findet immer etwas:
Nach den Beinen kommt der Bauch.
Nach dem Bauch der Po.
Dann die Brüste.
Dann das Gesicht.
Dann die Haut.
Dann die Haare.

Es hört nie auf.
Weil das Problem nicht der Körper ist,
sondern der Blick auf ihn.



🌼 Akzeptanz ist keine Kapitulation

Irgendwann kam ein Punkt in meinem Leben,
an dem mir klar wurde:

Es ist genug.
Ich bin genug.
Mein Körper ist gut so, wie er ist.

Und das war keine Kapitulation.
Das war Akzeptanz.

Ich habe gelernt:
Ich habe diesen Körper bekommen –
und er trägt mich durchs Leben.
Er atmet für mich.
Er heilt für mich.
Er bewegt mich.
Er hat mich durch schwere Zeiten getragen.

Warum sollte ich ihn verachten?

Heute ist mir völlig egal,
ob mein Busen früher größer oder kleiner war,
ob mein Hintern anders aussieht als irgendwo in einem Magazin.

Ich bin zufrieden.
Und diese Zufriedenheit hätte ich mir früher niemals vorstellen können.



🌱 Der größte Irrtum: Alles auf das Äußere zu projizieren

Rückblickend erkenne ich etwas sehr Wichtiges:
Ich habe früher viel zu viel auf mein Äußeres projiziert.

Wenn es mir schlecht ging,
suchte ich den Grund im Körper.
Im Spiegel.
In meinem Aussehen.

Dabei lag die Wahrheit ganz woanders.

Das Entscheidende war nie das Äußere.
Es war immer das Innere.
Meine Gedanken.
Meine Gefühle.
Meine Beziehung zu mir selbst.

Erst als ich mein Inneres ernst nahm,
konnte ich auch meinen Körper annehmen.

Und plötzlich hing alles zusammen:
Zufriedenheit mit mir selbst.
Zufriedenheit mit meinem Leben.
Zufriedenheit mit meinem Körper.



🌸 Heute: Respekt statt Kampf

Heute habe ich eine andere Beziehung zu meinem Körper.
Eine freundliche.
Eine respektvolle.

Ich höre ihm zu.
Ich überfordere ihn nicht mehr.
Ich bestrafe ihn nicht.
Ich fordere ihn nicht ständig heraus.

Ich frage:
„Was brauchst du?“
Nicht:
„Was stimmt nicht mit dir?“

Und das verändert alles.

Diese späte Freundschaft mit meinem Körper
ist eines der größten Geschenke meines Älterwerdens.




✍️ Mein Schreiben – verbunden mit meinem Körper

Auch beim Schreiben spüre ich diese neue Haltung.
Ich arbeite nicht mehr gegen mich.
Nicht gegen meinen Körper,
nicht gegen meine Energie,
nicht gegen meine Grenzen.

Ich schreibe mit ihm,
nicht über ihn hinweg.

Pausen gehören dazu.
Achtsamkeit gehört dazu.
Respekt gehört dazu.

Und genau dadurch fließt es besser.




💛 Mein Körper ist nicht mein Gegner

Ich hätte mir früher ein leichteres, zufriedeneres Leben gewünscht.
Ja.
Aber dieses „Hätte“ bringt nichts.

Was zählt, ist:
Ich weiß es jetzt.

Und ich habe noch Zeit.
Zeit zu leben.
Zeit zu genießen.
Zeit freundlich mit mir zu sein.

Mein Körper ist nicht mein Feind.
Er war es nie.

Er ist mein Zuhause.
Und heute behandle ich ihn auch so.


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