🌟 Wie ich gelernt habe, mir selbst näher zu kommen

Über innere Stimme, Selbstbeziehung und die neue Klarheit mit 60+.

Es ist merkwürdig:
Wir tragen unser ganzes Leben lang ein inneres Wissen in uns — einen Instinkt, eine Art Ur-Kompass.
Und doch lernen viele von uns erst sehr spät, wirklich auf ihn zu hören.

Ich habe Jahrzehnte gebraucht, um zu verstehen, dass diese Stimme in mir nicht zufällig spricht.
Sie weiß etwas.
Sie sieht etwas.
Sie fühlt etwas, bevor mein Kopf es begreifen kann.



🌿 Der Instinkt, den ich lange ignorierte

Früher hatte ich dieses innere Warnsystem.
Ein Gefühl.
Eine Ahnung.
Eine kleine Stimme, die sagte:

„Lass das.“

„Schau genauer hin.“

„Gib dir Zeit.“

„Etwas stimmt hier nicht.“


Und was tat ich?
Ich überging sie.
Konsequent.
Mein emotionaler Anteil — ungeduldig, hoffnungsvoll, impulsiv — übertönte mein Urwissen immer wieder.

Egal, ob es um Beziehungen ging, Entscheidungen, Käufe, neue Lebenssituationen …
Immer dann, wenn mein Inneres leise sagte:
„Tu es nicht“,
sagte mein Kopf:
„Ach, wird schon.“

Und was soll ich sagen?
Es ging meist schief.
Hinter diesen Entscheidungen wartete oft — wie in der Fernsehshow der 80er — der Zonk.
Die falsche Tür.
Der Verlust.
Die Enttäuschung.
Ein humorvolles Bild, aber ein ernster Kern.



🌼 Mit über 60 beginnt ein neues Zuhören

Erst jetzt, mit über 60, habe ich gelernt, das zu tun, was ich früher nie konnte:
Geduld haben.
Hinhören.
Abwarten.
Fühlen.

Ich habe begriffen, dass mein inneres Wissen nicht gegen mich arbeitet,
sondern für mich.

Dass diese Instinktstimme nicht störend ist,
sondern schützend.

Dass sie mich nicht klein halten will,
sondern bewahren.

Und dass Türen, die sich leicht und klar öffnen, selten die mit dem Zonk dahinter sind.

Heute vertraue ich dieser inneren Weisheit mehr als jeder äußeren Meinung.
Und es ist erstaunlich, wie sehr sich mein Leben verändert hat,
seit ich das tue.




🌙 Warum man mit 60+ plötzlich klarer sieht

Vielleicht liegt es an der Lebenserfahrung.
Vielleicht an den vielen Umwegen.
Vielleicht daran, dass man irgendwann müde wird, ständig gegen sich selbst zu handeln.

Aber mit 60+ spüre ich eine Klarheit,
die ich früher nie hatte.

Kein verzweifeltes „Ich muss“,
kein hastiges „Ich will unbedingt“,
sondern ein ruhiges, tiefes:
„Ich weiß, was richtig ist — für mich.“

Dieses neue Vertrauen in mich selbst
ist wie ein innerer Frühling.




✍️ Mein Schreiben – die innere Stimme als Wegweiser

Auch beim Schreiben merke ich, wie sehr mich meine innere Stimme führt.
Manchmal flüstert sie mir, wo die Geschichte hinwill,
welches Wort fehlt,
welcher Satz nicht stimmt.
Und ich lerne, zuzuhören.

Während ich mein zweites Buch überarbeite,
öffne ich nur die Türen, die sich gut anfühlen —
und lasse die Zonk-Türen geschlossen.

Das Schreiben selbst bringt mich mir noch näher.
Es ist ein Dialog mit meiner inneren Stimme,
ein leises Gespräch, das mich jeden Tag weiterbringt.




🌸 Die größte Nähe ist die zu sich selbst

Ich habe gelernt, mir selbst näher zu kommen.
Nicht durch äußere Erfolge,
nicht durch andere Menschen,
sondern durch eines:
Zuhören.

Meine innere Stimme war nie verschwunden.
Ich war es, die sie übertönt hat.

Heute folge ich ihr —
und das Leben öffnet die richtigen Türen.
Die ohne Zonk.
Die mit Licht dahinter.


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