🌞 Lebenslust im Alltag – mein Rezept für mehr Leichtigkeit

Wie man Schönheit im Gewöhnlichen findet – und warum der Weg dorthin manchmal ein langer ist.

Es gibt Menschen, denen Leichtigkeit in die Wiege gelegt wurde.
Ich gehörte nicht dazu.
Als Kind wurde ich oft als „schwermütig“ bezeichnet – ein Wort, das schwerer klingt als jede Kindheit selbst.
Ich war leise, zurückgezogen, viel in meiner eigenen inneren Welt.
In einer Zeit, in der Kinder wenig Raum hatten für Gefühle, und Eltern oft zu beschäftigt waren mit dem Überleben, Arbeiten, Aufbauen.

Ich glaube, viele Kinder der 60er-Jahre kennen dieses Gefühl:
Man lief mit, aber man wurde nicht unbedingt gesehen.
Wer brav war, unauffällig, still – der wurde einfach übersehen.
Nicht aus Bosheit, sondern aus Überforderung.
Man bekam wenig Nähe, wenig Aufmerksamkeit, und wenn man nicht laut war, war man „schwermütig“.
So wurde ich gesehen.
Und irgendwann wurde ich es auch selbst.



🌙 Ein langer Schatten – und der Weg hinaus

Später, in der Pubertät und im Erwachsenenleben, kamen Depressionen, schwere Gedanken, dunkle Jahre.
Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen – aber es gehört zu mir.
Diese Schwere war wie ein Schleier, der sich über alles legte.
Selbst gute Momente sah ich nur durch die Scheuklappen des Schmerzes.

Erst sehr viel später, als die Wechseljahre endeten, begann sich etwas in mir zu lösen.
Ganz leise.
Ganz langsam.
Aber so deutlich, dass ich es nicht übersehen konnte.

Die Schwere wich.
Die Scheuklappen fielen ab.
Und zum ersten Mal seit Jahrzehnten sah ich die Welt wirklich.
Hell.
Bunt.
Lebendig.



🌼 Mein Rezept für Lebenslust – ein innerer Wächter

Ich habe gelernt, dass Lebenslust nicht von selbst kommt.
Sie wächst.
Sie braucht Pflege.
Sie ist ein kleiner Funke, der geschützt werden muss.

Heute habe ich einen inneren Wächter, der aufpasst, was in mein Herz gelangt und was nicht.
Er prüft:
Tut mir dieser Gedanke gut?
Hilft mir dieses Gespräch?
Ist diese Erinnerung wahr oder nur alt?

Dieser Wächter ist kein Egoismus – er ist Selbstfürsorge.
Er schützt meine Freude, meine Leichtigkeit, meine Lebenslust.
Und weil dieser Wächter da ist, sehe ich heute Dinge, die ich früher übersehen habe.




🌿 Die Schönheit im Gewöhnlichen

Wenn ich heute spazieren gehe, sehe und fühle ich Farben, die mir früher entgangen wären.
Ich sehe das Rostrot und Gold des Herbstes.
Das Glitzern des Schnees im Winter.
Das zarte Grün im Frühling.
Und die Wärme im Sommer, die wie eine Decke über allem liegt.

Ich sehe das Lächeln eines Fremden.
Ein Vogel, der sich schüttelt.
Das Licht, das durch ein Fenster fällt.
Rieche den Duft von frischem Brot.


Diese Dinge machen meinen Tag.
Früher hätte ich sie nicht einmal bemerkt.
Heute sind sie meine Lebenslust.



✍️ Mein Schreiben – und die Freude, die daraus wächst

Auch beim Schreiben erlebe ich diese Leichtigkeit.
Ich mache jeden Tag Fortschritte mit der Überarbeitung meines Romans für die Printausgabe.
Ein neues Baby entsteht – aus dem ersten E-Book wird jetzt ein richtiges Buch mit Satz, Form und einem veredelten Text.

Manchmal stolpere ich über Worte, die mich noch stören – und dann ändere ich sie.
Nicht aus Perfektion, sondern aus Liebe zur Geschichte.
Mein erstes Buch bleibt mein erstes Baby.
Aber das Printbuch wird mein zweites – ein Baby, das schon laufen kann und jetzt nur noch neue Schuhe bekommt.

Dieses Arbeiten, Verfeinern, Gestalten – es macht mir Freude.
Es ist ein Teil meiner Lebenslust.




🌞 Leichtigkeit ist kein Geschenk – sie ist eine Entscheidung

Ich bin nicht als leichter Mensch geboren.
Ich bin es geworden.
Durch Erkenntnis.
Durch Mut.
Durch Loslassen.
Und durch die Entscheidung, den Blick auf das Schöne zu richten.

Lebenslust entsteht nicht durch äußere Umstände.
Sie entsteht in uns –
im Herzen, im Denken, im Wahrnehmen.

Und wenn wir einmal damit beginnen, die kleinen Wunder zu sehen,
dann merkt man plötzlich:

Das Leben ist schöner, als ich dachte.
Man muss es nur anschauen.



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