Mein erster Schultag – damals und heute

Gestern war ich gleich auf zwei Einschulungen eingeladen. Unterschiedliche Schulen, unterschiedliche Veranstaltungen – und trotzdem überall dasselbe Bild: Kinder mit großen Schultüten, neuen Schulranzen, mal voller Tatendrang, mal unsicher, mal ganz still, als ob alles wie ein Film an ihnen vorbeizog. Aber eins war klar: Die Spannung war riesig, vor allem, was in den Schultüten steckt.

Ich habe dabei unwillkürlich an meinen eigenen ersten Schultag gedacht – und der liegt fast sechs Jahrzehnte zurück. Damals gab es keine große Feier, keine Bühne, keine Programmpunkte. Wir wurden einfach mit Schultüte und Ranzen ins Klassenzimmer gebracht. Die Mütter warteten draußen, und wir Kinder saßen drinnen.

Hinter mir saßen Zwillinge, zwei Mädchen mit langen Zöpfen. Alles war still, bis eine von beiden zu schluchzen begann. Kurz darauf weinte auch die zweite hemmungslos – und als hätte das die Stimmung angesteckt, fingen immer mehr Kinder an zu weinen. Schließlich musste die Lehrerin die Eltern in die Klasse holen, weil die Tränen nicht mehr zu stoppen waren.

Für mich war dieser Tag deshalb weniger ein Fest, sondern eher ein holpriger Start. Trotzdem hat er sich mir tief eingeprägt. Vielleicht, weil er so deutlich zeigte: Einschulung ist ein Einschnitt, ein Anfang, ein Tag voller Emotionen. Heute wie damals. Nur die Formen und Rituale haben sich verändert.

Und während ich meine Enkelinnen gestern beobachtete, dachte ich: Egal ob mit großem Programm oder „einfach so“ – dieser Tag bleibt ein besonderer. Und die Erinnerung daran, wie wir selbst einmal da saßen, verbindet uns über Generationen hinweg.

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